Türchen 20
von Katharina Kumeko ( Text & Illustration)
„Hm, Hm, Hm!“ Lisbeth räusperte sich. Die Zeitung stand still in der Luft. „Würde es dir was
ausmachen, Bo, wenn…?“ Sie hatte sie noch nicht ausgesprochen, da brauste und sauste es um sie herum wie ein Sturmwind. Im Nu waren die Lichterketten befestigt, im Nu die großen gläsernen und weißen Kugeln an Ort und Stelle und es sah fast so aus, als hüpften sie von allein an ihre Plätze. Atemlos reichte ihr Bo das Kästchen mit den weißen Kerzen. „Die machst du dran!“. „Meine Güte, hast du ein Tempo.!“ murmelte sie bewundernd. „Ist so meine Art, Schätzchen.“ Vorsichtig brachte Lisbeth eine Honigkerze nach der andern an. Es waren fast 100 Stück. Dann war alles getan. Bo machte zur Probe die Lichterketten an und staunend standen sie davor. Der Baum war eine einzige Pracht. Mittlerweile war die Sonne aufgegangen.
ausmachen, Bo, wenn…?“ Sie hatte sie noch nicht ausgesprochen, da brauste und sauste es um sie herum wie ein Sturmwind. Im Nu waren die Lichterketten befestigt, im Nu die großen gläsernen und weißen Kugeln an Ort und Stelle und es sah fast so aus, als hüpften sie von allein an ihre Plätze. Atemlos reichte ihr Bo das Kästchen mit den weißen Kerzen. „Die machst du dran!“. „Meine Güte, hast du ein Tempo.!“ murmelte sie bewundernd. „Ist so meine Art, Schätzchen.“ Vorsichtig brachte Lisbeth eine Honigkerze nach der andern an. Es waren fast 100 Stück. Dann war alles getan. Bo machte zur Probe die Lichterketten an und staunend standen sie davor. Der Baum war eine einzige Pracht. Mittlerweile war die Sonne aufgegangen.
Bo löschte das Licht und schloss die Tür hinter sich ab. „Jetzt essen wir erst mal einen Happen!“ Bo wirbelte voraus und rappelte an den Schlafzimmertüren der Kinder und klopfte ein bisschen an Herrn von Trondheims Türchen. Man hörte Gequietsche und Gestöhne. Es gab Eier mit Speck, kleine Pancakes mit Ahornsirup, Porridge, Cornflakes mit Milch, Sandwiches mit salziger Butter, bittere Orangen Marmelade, Würstchen, Käse, gebackene Bohnen und Unmengen von Kakao, Kaffee und Tee. Alle saßen sie gemütlich in ihren Schlafanzügen. Bo hatte das Feuer im Kamin neu entzündet. Die Flammen prasselten und draußen vor den Fenstern fielen Schneeflocken. Der Doktor hatte Soames erlaubt, beim Frühstück mit am Tisch zu sitzen. Warm eingepackt in viele Wolldecken. Auch der Doktor selbst im seidenen Morgenmantel und seine Krankenschwester Miss Mouse saßen mit am großen Tisch. Die Einzige, die schon fertig angezogen war, war Miss Mouse.
Soames schaute sie an und dachte: „Pah, Katzen! Ich sag’s doch! Fallen immer aus dem Rahmen!“ „Wenn es so weiter schneit, schneien wir ein.“ Bo machte sich Sorgen. „Morgen ist ja Weihnachten.“ Der Doktor knurrte und schaute befremdlich auf die Flocken und ihre Wasserpfützen. „Dass die sich nicht erkälten!“ dachte er, „sitzen ja immer mit den Füßen im Wasser… Kann ja nicht gesund sein!!“ „Was haben Ma und Pa gesagt?“ wollte Etta wissen. „Liebes, ich werde aus Tantchen nicht schlau.“ Lisbeth zuckte die Achseln. „Wer weiß, zu welchem Stelldichein sie geflogen ist!“ wieherte Soames. „Vielleicht sagt sie es mir. Ich gehe nachher zu ihr.“
Etta trank ihren Kakao aus. Etta hielt viel von Tantchen. Und Tantchen hielt viel von ihr.
Sie traf Tantchen in der Küche. Dort saß sie und pickte die Samenkörner aus einem Blumentopf, die Lisbeth gestern gesät hatte. Schuldbewusst sah sie auf. „Guten Morgen, Tantchen.“ Tantchen flog auf Ettas Schulter und rieb ihren Kopf an Ettas Zöpfen. „Heißt das, dass Ma und Pa hierherkommen?“ Tantchen gurrte und kollerte vor sich hin. „Was meinst du, Tantchen?“ Tantchen kicherte. Lisbeth hatte Recht. Aus diesem Vogel wurde niemand schlau. Jeder hier konnte reden. Nur Tantchen schwieg eisern. „Kannst du nicht reden oder willst du nicht?“ Tantchen flog beleidigt davon. Etta schaute ihr enttäuscht hinterher. „Sie ist halt närrisch!“ Lisbeth hinter ihr inspizierte kritisch ihre besäten Blumentöpfe.
Am letzten Tag vor Weihnachten stellte Bo sich an den Herd und zauberte einen Riesentopf köstlichster Suppe. Es roch so gut, dass einem das Wasser im Munde zusammenlief. Er nannte sie „Boreas’ Nachtmahl“. Die Stunden schlichen dahin. Den ganzen Tag lag Soames bequem auf dem großen Sofa in der Küche, während Lisbeth den Reispudding für Santa Claus und seine Rentiere kochte. Den stellt man in Norwegen am Abend vor die Tür. Soames las den Flocken und Etta aus „Nils Holgersson und die Wildgänse“ vor. Ernest striegelte Lisbeths geflügelte Pferde für die morgige Schlittenfahrt. Am nächsten Morgen war der Reispudding weg und die Ratte Luzia Mitsorge, die mit ihren fünf Kindern unter dem großen umgestürzten Blumentopf neben dem abgelegenen Hintereingang wohnte,
hatte - und ihre Kinder auch - einen vollen Bauch. Alle waren endlich mal satt geworden und schliefen den Schlaf der Gerechten. Lisbeth erzählte, dass Santa Claus ihn gegessen habe, aber daran glaubte niemand so recht.
hatte - und ihre Kinder auch - einen vollen Bauch. Alle waren endlich mal satt geworden und schliefen den Schlaf der Gerechten. Lisbeth erzählte, dass Santa Claus ihn gegessen habe, aber daran glaubte niemand so recht.
Dann wurde es endlich dämmrig. Alle hatten sich für das Fest fein angezogen. Lisbeth hatte ihre alten Kostüm- und Verkleidungskoffer vom Dachboden die Treppe herunter geschubst. Dort fanden alle etwas Schönes zum Anziehen: Bo hatte sich für einen Gehrock aus dunkelgrünem Brokat entschieden mit einem Jabot aus weißen Rüschen und dunkelgrauen, engen Hosen, ganz wie ein Kavalier des 16. Jahrhunderts. Jetzt konnte man ihn sogar mehr oder weniger sehen: das Kostüm gab ihm eine Gestalt. Die Flocken hatten sich unisono in winzige Spritze gehüllt. Lisbeth trug ein dunkelrotes Samtabendkleid. Herr von Trondheim sah aus wie d’Artagnan von den Musketieren und Etta trug einen kleinen Smoking. Soames hatte eine prächtige, orientalische Decke auf seinem Rücken. Bald mussten ihre Gäste eintreffen. Alle waren gespannt, wie viele kommen würden und wer überhaupt. Aber vorher wollten sie alle noch die obligatorische Weihnachtskutschfahrt im offenen Schlitten machen.
- Fortsetzung folgt -