Türchen 14

 von Katharina Kumeko ( Text & Illustration)

So war er nun mal, der liebe Soames. Doktor Leiseschleich machte Anstalten, zu seinem roten
Doppeldeckerbus zu gehen, der draußen im Gang parkte. (Übrigens, ein echtes Liebhaberstück, wie der Autoverkäufer ihm versichert hatte.) „Was? Bekomme ich keine Medizin?“ Soames zitterte immer noch unter den schweren, luxuriösen wollenen und seidenen Bettdecken. „Ich schicke Ihnen eine Schwester. Schwester Mouse. Die veranlasst alles Weitere.“
Und mit diesen Worten schlich Doktor Leiseschleich, seinem Namen alle Ehre machend, hinaus zu seinem Bus. Freudig streichelte er das Lenkrad. Er hätte lieber Automechaniker werden sollen. Soames seufzte. Katzen! Pah! Und dass ihm! Ihm, dem vom englischen Hochadel der Rennpferde von Aston abstammenden! Was konnte man schon von Katzen erwarten? Nichts, nichts, und noch mal nichts! Dieser Doktor hatte ja nicht mal Stil! Er versuchte sich im Bett umzudrehen und brachte dabei seine vier Beine durcheinander.
Währenddessen in der Küche: 
„ich bringe die Hustenkaramellen zu Soames!“ erbot sich Etta, um das Schweigen zu brechen. Die acht anderen kleinen Gestalten drehten verlegen ihre Füßchen hin und her. „Nun sagt mir mal alle eure Namen!“ Lisbeth hockte sich auf den Boden, um sie besser ansehen zu können. Das erste flüsterte: „Chiara“, das zweite wisperte „Chiara“, das dritte murmelte: „Chiara“. Aber noch ehe das vierte was sagen konnte, flüsterte Lisbeth: „Lasst mich raten. Ihr alle heißt Chiara. Stimmt’s?“ Die Flocken strahlten und glitzerten. „Wie schön! Und abwechslungsreich!“ fügte Lisbeth noch hinzu und sah aus dem Augenwinkel, wie Etta sich mit den Karamellen im Schlepptau auf dem Weg machen wollte. „Nein, du bleibst hier. Bo, der Wind, wird sie bringen.“
Die Acht zuckten unisono zusammen. „Keine Angst, hier im Haus darf er nicht stürmen! Geht wieder spielen, ihr Chiaras! Mit dem da drüben. Mit Ernest!“ Lisbeth zeigte auf den noch immer wie versteinert dasitzenden Herrn von Trondheim. Die Flocken schoben sich schüchtern lächelnd zu dem Wichtel. Der sah sie einigermaßen entsetzt an. Mit Kindern habe ich noch nie gespielt!“ „Das merkt man!“ war Lisbeths trockene Antwort. „Dann wird’s ja mal Zeit!“ Sie rief Bo, der gerade außer Puste zur Haustür hereinkam. Erneut erstarrten die Flocken. „Ja, ja, klar, dass ihr ihn nicht sehen könnt. Ein Wind ist ja unsichtbar!“ beruhigte sie Lisbeth. Alle Chiaras sahen fasziniert zu, wie sich die Tür wie von Geisterhand schloss und wie die Karamellen auf einem Haufen in der Luft schwebten.

 

 

- Fortsetzung folgt -

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