Türchen 24
von Katharina Kumeko ( Text & Illustration)
Mittlerweile war es Zeit für die Bescherung. Bo und Lisbeth gingen voraus in die große Halle, und baten die anderen, erst die Tür aufzumachen, wenn ein Glöckchen klingelte. Lisbeth und Bo zündeten die Honigkerzen an und schalteten die Lichterketten ein. Nach ein paar Minuten strahlte der wunderbar geschmückte Baum im Licht seiner Kerzen. Lisbeth klingelte heftig mit dem Glöckchen. Soames öffnete langsam die Tür und staunend blinzelten Lisbeths Gäste in den Kerzenschein. Auf Zehenspitzen gingen sie hinein – einer nach dem anderen, erst Alicia, dann Ma und Pa, danach Soames, danach Etta und der Doktor. Miss Mouse schob die staunenden Flocken vor sich her, neben Ernest trippelte Tantchen und ganz am Schluss krochen Petrowka und Suschkowa so langsam herein, dass die Kerzen schon fast abgebrannt waren, als sie endlich unter dem Baum ankamen.
Lisbeth drückte jedem das für ihn bestimmte Päckchen in die Hand, und als sie es Bo in die Hand d.h. „sozusagen“ in die Hand drückte, segelte bedächtig ein schön verschnürtes Päckchen auch auf sie zu. „Danke, Bo! Du bist lieb!“ hauchte Lisbeth und bekam pinkfarben angehauchte Wangen. Während alle im Kreis saßen und es in der großen Halle nur noch raschelte und knisterte von dem Papier, das abgerissen wurde – während im Hintergrund das Feuer im Kamin lustig prasselte – während sich der Duft von Holz mit dem Duft von Fichtennadeln und Honigkerzen mischte- während aller Augen sich auf ihr jeweiliges Geschenk richteten… ein Schaukelpferd für Herrn von Trondheim ...acht warme wasserfeste Schühchen für die Flocken Chiaras ... Mäusepastete für den Doktor... Ein schicker Hut für Miss Mouse … Ein Fernrohr für Ma und Pa für ihren Ballon… Eine fesche Lederpilotenkappe für Alicia… Ein Kompass für Tantchen… Ein Puppenhaus, das aussah wie Lisbeths Schloss für Etta... Eine herrliche Kaschmir- Decke für Soames … Eine riesengroße Sammeltasche für die Schnecken...während all dessen schauten sich Lisbeth und Bo in die Augen. Klar, Bo hatte ersichtlich keine Augen, aber Lisbeth sah sie trotzdem. Sie lächelten einander zu und dann zog Bo seine Lisbeth in seine Arme.
Sie legte den Kopf an den grünen Brokat und war glücklich. Einfach nur glücklich. Ein schöneres Weihnachtsfest hatte sie noch nie erlebt. Und wie durch ein Wunder fingen die Pferde wieder an, auf ihren Flügeln zu spielen. Und diesmal klang es für Lisbeth und Bo und die anderen wie ein ganzes Orchester. Und froh stimmten sie in die Melodie mit ein.
- ENDE -