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Türchen 22

von Katharina Kumeko ( Text & Illustration)

Beide küssten und herzten Etta. Soames räusperte sich. „Im Salon ist noch ein Besuch.“ Bo wirbelte zur
Tür und öffnete sie einen Spalt. „Du meine Güte!“ Lisbeth warf ein Blick hinein. Was sie sah, ließ ihren Blick aufleuchten. Mit offenen Armen eilte sie zu einem Sessel, in dem eine sehr kleine, alte Frau saß. Es war die mit den wirren, weißen Haaren und der Pilotenbrille, die sie jetzt ins Haar geschoben hatte. Auf ihrem Schoß saßen gemütlich zwei Hainschnirkelschnecken, die zusammen in einem Bilderbuch schmökerten, jede so groß wie eine Tasse. „Hallo, meine Liebe! Ich habe dich vorhin gar nicht erkannt!“ Lisbeth strahlte wie ein Honigkuchenpferd. „So ein toller Rennschlitten! Und das in deinem Alter!“ „Wenn man sich nicht sportlich betätigt, wird man nicht 101 Jahre alt“.

Lisbeth drehte sich zu den anderen herum, die mit verblüfften Gesichtern im Kreis um sie herumstanden. „Das ist meine heiß geliebte Uromi! Die allseits bekannte, berühmte Schneckensammlerin mit ihren beiden Zeit- Sammlern ...Alicia Brvdovikowiecka.“ Lisbeth brach sich fast die Zunge. Etta sperrte Augen und Mund auf. „Und wie heißen die?“ Sie zeigte auf die Schnecken, die ihr Buch sinken ließen.“ „Wir heißen Petrowka und Suschkowa.“ Die linke zeigte erst auf sich und dann auf die andere. „Schwestern.“

Und die Suschkowa fügte murmelnd hinzu: „Zeitsammler.“ „Aha!“ Alle schauten verständnislos. „Was sind denn Zeit- Sammler?“ platzte Herr von Trondheim heraus. Die Schwestern zogen ihre Fühler langsam ein. „Na was denn wohl!? Das Wort sagt es ja. Eben Zeit- Sammler. Wir sammeln Zeit. Wie andere Leute eben Nüsse, Uhren oder Krimskrams sammeln,“ grantelte die, die sich Suschkowa nannte.

„Und wo tut ihr die hin?“ Etta war echt interessiert. „Du hast Fragen!“ tadelte die Petrowka. „Die sind uns in unserem ganzen langen Leben noch nie gestellt worden!“ „Aber irgendwo müsst ihr die ja hintun, wenn ihr die gesammelt habt!“ Etta wandte sich entrüstet an Lisbeth. Plötzlich klang es gurrend von oben:“ Ich weiß es, ich weiß es! Aber ich verrate es nicht!“ Lisbeth legte den Zeigefinger auf den Mund und verdrehte die Augen. Etta verzog sich schmollend in die andere Ecke des Raumes. Den Daumen im Mund besah sie Alicia. Was sie dachte, sagte sie besser auch niemanden. Während dessen wärmte Bo in der Küche seine Nachtmahl- Suppe auf. Dabei sang er mit Inbrunst die ersten Weihnachtslieder.


- Fortsetzung folgt -