von Katharina Kumeko ( Text & Illustration)
Durch den märchenhaften Schnee, mit klingenden Glöckchen der Pferde, mit Pelzen und wollenen Decken warm eingepackt. Durch weißbestäubte Tannen- und Fichten Wälder, vorbei an stillen Seen, auf denen das Eis glitzerte. „Hach, wie romantisch!“ Herr von Trondheim bibberte vor Vorfreude. „Alle einsteigen!“ Bo half jedem in den Schlitten. Dann winkten alle Soames und den beiden Katzen zu, die zu Hause blieben. Die Pferde zogen an und schnell ging es über Eis und Schnee. Doch schon um die nächste Biegung kam ihnen ein Superrennschlitten entgegen. Chromblitzend, mit riesigem Auspuff röhrte er auf sie zu. Die Pferde scheuten und legten die Fledermausflügel an. Bo hatte Mühe, sie auf dem Weg zu halten. Beide Gefährte kamen nebeneinander zu stehen. Der Motor des Rennschlittens blubberte und aus dem Auspuff quollen dicke Rauchwolken.
„God Jul und eine recht frohe Zeit!“ Die Stimme unter einem Wirrwarr von weißen Haaren krächzte. Die Augen waren hinter einer riesigen Pilotenbrille verborgen. „Eine frohe Weihnacht auch!“ riefen die im Schlitten zurück und reckten die Hälse. Waren das nicht Schnecken, so groß wie Tassen, die neben der Alten herumkrochen? Etta meinte ein zischelndes „Frohe Weihnacht!“ auch aus ihren zahnlosen Mündern gehört zu haben. Doch ehe alle weitere interessante Einzelheiten wahrnehmen konnten, gab die Alte schon wieder Vollgas und war mit einem jauchzenden „Juhuuh!“ über alle Berge. Zurück ließ sie einen mit pulvrigem Schnee überschütteten Schlitten. Alle prusteten und spuckten und schaufelten den Schnee wieder heraus. Lisbeth starrte beklommen hinter dem rasch kleiner werden röhrenden Punkt her. „Wer das wohl war?“ Die Pferde setzen sich wieder in Trab. Weiter ging es durch die tief verschneite Landschaft, während die Glöckchen am Geschirr der Pferde bimmelten.
Der Himmel war tiefblau, das Eis glitzerte. Aber wieder kamen sie nicht weit. „Lichter voraus!“ rief Bo. Alle reckten erneut die Hälse. Herr von Trondheim kletterte sogar zu Bo auf den Kutscher- Sitz. Die Lichter kamen sehr, sehr langsam näher. Herr von Trondheim rief:“ Wer da?“ und die Lichter hielten an. Der Schlitten kam neben ihnen zu stehen. „Was ist denn das?“ entfuhr es Herr von Trondheim. Es war in der Tat ein seltsames Gefährt. Auf zwei Paar Kufen war eine Art Korb befestigt, an dem seitlich zwei Pedale hingen. Vorne am Korb steckten zwei Kerzen. Über dem Korb, mit ihm durch Seile verbunden, schwebte ein großer, goldener Ballon. Im Korb saßen… „Ma, Pa!“ rief Etta vergnügt. „Mein Schätzchen!“ riefen beide zur gleichen Zeit. Lisbeth erhob sich. „Guten Abend, die Herrschaften!“. Sie hauchte Bo zu: „Sind das nicht die Herrschaften des goldenen Palasts?“
„Weiß nicht. Was ist das?“ zischelte Bo zurück und bekam keine Antwort. „Wir fahren jetzt vorneweg und sie folgen uns!“ rief Lisbeth laut. Der goldene Palast! Wie viel hatte sie schon davon erzählen hören.! Gesehen hatte sie ihn noch nie! Man munkelte, dass der Herr des Palastes König der Fledermäuse war, und dass er mehr in den Lüften unterwegs war als im Palast. Wie mochte er wohl aussehen, der goldene Palast? Bald waren sie wieder zu Hause angelangt. Soames öffnete ihnen die Tür. Im Lichte besehen sahen Ettas Eltern genauso sonderlich aus wie ihr Gefährt. Nichts an ihrer Kleidung passte zueinander. Die Mutter trug einen Federhut, und sie hatte einen Haufen bunter Tücher wie einen Sari um sich geschlungen und über den Schultern ein großes Fell. Der Vater trug ein weißes langes Gewand. Lisbeth hätte es unbesehen als eine Art Nachthemd bezeichnet – darüber eine Fellweste wie ein Eskimo
- Fortsetzung folgt -