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  Manuel, der kleine Schutzengel Eine Geschichte von Dirk Hoffmann Kapitel 2 Keine Angst, kleiner Engel! Schweigend und nachdenklich saß der kleine Engel auf seiner Wolke. Mit großen, weit geöffneten Augen starrte er auf die Erde hinab. Die Erde wirkte gigantisch groß. Viel größer als er sie sich jemals vorgestellt hatte. Manuel, so hieß der kleine Engel, staunte was er unter sich alles sah. Sah seine Aufgabe vor, all das zu beschützen? Diese Vorstellung beängstigte ihn. Wie sollte er das machen? Hatte er die Kraft für so eine gewaltige Aufgabe? Er glaubte, er würde diese Kraft nicht aufbringen können. Aber wie sollte er das seinen Lehrern sagen? Er schämte sich seiner Angst. Er wollte doch nicht schon vor Beginn seiner Aufgabe versagen. Was konnte er nur tun? Je länger er auf die Erde schaute, umso größer schien diese zu werden. „Oh nein, kleiner Manuel“, unterbrach plötzlich eine tiefe aber sanfte Stimme Manuels Gedanken, „schäme dich nicht deiner Angst! Angst ist ein Teil des Leben
Reist mit ONsüd ins Reich der Engel Zu Beginn diesen Jahres möchten wir Euch in einer Fortsetzungsserie auf eine abenteuerliche Reise mitnehmen. Erlebt, in monatlichen Kapiteln, wie der kleine Engel Manuel Schutzengel wird und seine Aufgabe meistert. Manuel, der kleine Schutzengel Eine Geschichte von Dirk Hoffmann Kapitel 1 Eine Schwebewolke und eine schwere Aufgabe! An einem warmen Sommertag schwebte von allen unbeobachtet, hoch am Himmel eine kleine, schneeweiße Wolke. Für die Menschen war diese Wolke nicht sichtbar. Und doch war diese Wolke etwas ganz Besonderes. Eigentlich war es gar keine Wolke, sondern eines von vielen Fortbewegungsmitteln, die die Engel benutzten. Normalerweise hatten sie ja ihre Flügel, um sich in der Luft fortbewegen zu können. Manchmal jedoch mussten sie ihre Flügel ausruhen. Wollten sie in solchen Momenten aber trotzdem das große Himmelsgewölbe verlassen, so bedienten sie sich ihrer Schwebewolken. Eine solche Schwebewolke schwebte dort unter der Sonne. Auf

So feierten unsere Großeltern Weihnachten

von Sebastian Pokojski (Text & Fotoreproduktion) Christine blickt auf das Foto auf ihrem Wohnzimmertisch: „Da hatten wir vielleicht einen krummen Baum!“ und lächelt. Die gebürtige Wienerin hatte ihre Kindheit in Österreich verbracht und ist mit 18 Jahren zu Verwandten nach Recklinghausen ausgewandert und lebt hier immer noch. Mit strahlenden Augen erzählt sie von den Weihnachtserinnerungen in der Millionenstadt nach Kriegsende in den 50er Jahren. „Meine Mutter hat schon im September mit den Einkäufen für Weihnachten begonnen.“ Und wie der windschiefe Tannenbaum in die Wohnung an der Kohlgasse gefunden hatte, erinnert sie sich noch genau: „Unser Großvater Stanislaus ist mit uns, wie jedes Jahr, am Vormittag des Heiligen Abends im Schnee und bei Kälte durch den 5.Bezirk (Wien ist in 23 Bezirke aufgeteilt), also Margareten, gelaufen. In einigen Parks waren Verkäufer, die Bäume angeboten haben. Nachdem wir den Baum ausgesucht haben, wurde er verschnürt und von meinem Bruder und Großvat

Merle und Morle

von Dirk Hoffmann Die Geschichte von Merle und Morle begann an einem kalten Abend im ausgehenden November. Merle war vor wenigen Tagen elf Jahre alt geworden. Sie sah aus dem Fenster und betrachtete den starken Regen, der vom Himmel stürzte. Alles war nass, die Straße vor dem Haus erinnerte an einen Fluss. Große Tropfen schlugen gegen die Scheibe, dass es nur so knallte. Gerne hätte Merle draußen gespielt, aber das Unwetter ließ es auf keinen Fall zu. Seufzend schaute das Mädchen auf die Straße. Die wenigen Blumen, die es im Mutters Vorgarten noch gab, ließen die Köpfe hängen. Noch vor wenigen Wochen hatte dort alles prächtig geblüht. Jetzt sahen die Beete trostlos aus. Bewegt sich da zwischen den traurigen Blumenresten nicht etwas? Merle war sich sicher, einen kleinen weißen Kopf mit leuchtend blauen Augen gesehen zu haben. Da ist jemand hilflos dem Regen ausgeliefert, dachte sie. Wer immer das auch war, musste unbedingt gerettet werden. Schnell kramte sie ihren Regenmantel aus dem

Türchen 24

von Katharina Kumeko ( Text & Illustration) Mittlerweile war es Zeit für die Bescherung. Bo und Lisbeth gingen voraus in die große Halle, und baten die anderen, erst die Tür aufzumachen, wenn ein Glöckchen klingelte. Lisbeth und Bo zündeten die Honigkerzen an und schalteten die Lichterketten ein. Nach ein paar Minuten strahlte der wunderbar geschmückte Baum im Licht seiner Kerzen. Lisbeth klingelte heftig mit dem Glöckchen. Soames öffnete langsam die Tür und staunend blinzelten Lisbeths Gäste in den Kerzenschein. Auf Zehenspitzen gingen sie hinein – einer nach dem anderen, erst Alicia, dann Ma und Pa, danach Soames, danach Etta und der Doktor. Miss Mouse schob die staunenden Flocken vor sich her, neben Ernest trippelte Tantchen und ganz am Schluss krochen Petrowka und Suschkowa so langsam herein, dass die Kerzen schon fast abgebrannt waren, als sie endlich unter dem Baum ankamen. Lisbeth drückte jedem das für ihn bestimmte Päckchen in die Hand, und als sie es Bo in die Hand d.h.

Türchen 23

von Katharina Kumeko ( Text & Illustration) Oh Tannenbaum, danach Schneeflöckchen, Weißröckchen, dann das unvermeidliche Jingle Bells und er klapperte mit dem Rührlöffel im Gusseisentopf dazu den Takt. „Das ist singheulen!“ protestierte Soames und hielt sich die Ohren zu. Lisbeth und die Flocken trällerten begeistert mit. „Und wann klingelt das Glöckchen?“ Etta hatte Zuflucht bei Ma und Pa genommen und war in Mas Arme gekrochen. „Wenn wir die Suppe gegessen haben, Schatz!“ Ma wiegte sie in ihren starken Armen hin und her. Bo rief alle zu Tisch. Der war riesig, im zweiten Salon aufgestellt und bot allen 21 Personen ausreichend Platz. Lauter „Ohs“ und „Ahs“ erklangen. „Sieh doch die vielen kleinen verschneiten Tannen! Und da, die Hirsche! Und so viele Kerzen brennen!“ Der Tisch war wunderbar anzusehen. Irgendwo kam leise Weihnachtsmusik her. „Das sind unsere Pferde, die auf ihren Flügeln spielen. So wie Grillen und Heupferdchen...“ erklärte Lisbeth. „Höchst, höchst wunder

Türchen 22

von Katharina Kumeko ( Text & Illustration) Beide küssten und herzten Etta. Soames räusperte sich. „Im Salon ist noch ein Besuch.“ Bo wirbelte zur Tür und öffnete sie einen Spalt. „Du meine Güte!“ Lisbeth warf ein Blick hinein. Was sie sah, ließ ihren Blick aufleuchten. Mit offenen Armen eilte sie zu einem Sessel, in dem eine sehr kleine, alte Frau saß. Es war die mit den wirren, weißen Haaren und der Pilotenbrille, die sie jetzt ins Haar geschoben hatte. Auf ihrem Schoß saßen gemütlich zwei Hainschnirkelschnecken, die zusammen in einem Bilderbuch schmökerten, jede so groß wie eine Tasse. „Hallo, meine Liebe! Ich habe dich vorhin gar nicht erkannt!“ Lisbeth strahlte wie ein Honigkuchenpferd. „So ein toller Rennschlitten! Und das in deinem Alter!“ „Wenn man sich nicht sportlich betätigt, wird man nicht 101 Jahre alt“. Lisbeth drehte sich zu den anderen herum, die mit verblüfften Gesichtern im Kreis um sie herumstanden. „Das ist meine heiß geliebte Uromi! Die allseits