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Merle und Morle

von Dirk Hoffmann Die Geschichte von Merle und Morle begann an einem kalten Abend im ausgehenden November. Merle war vor wenigen Tagen elf Jahre alt geworden. Sie sah aus dem Fenster und betrachtete den starken Regen, der vom Himmel stürzte. Alles war nass, die Straße vor dem Haus erinnerte an einen Fluss. Große Tropfen schlugen gegen die Scheibe, dass es nur so knallte. Gerne hätte Merle draußen gespielt, aber das Unwetter ließ es auf keinen Fall zu. Seufzend schaute das Mädchen auf die Straße. Die wenigen Blumen, die es im Mutters Vorgarten noch gab, ließen die Köpfe hängen. Noch vor wenigen Wochen hatte dort alles prächtig geblüht. Jetzt sahen die Beete trostlos aus. Bewegt sich da zwischen den traurigen Blumenresten nicht etwas? Merle war sich sicher, einen kleinen weißen Kopf mit leuchtend blauen Augen gesehen zu haben. Da ist jemand hilflos dem Regen ausgeliefert, dachte sie. Wer immer das auch war, musste unbedingt gerettet werden. Schnell kramte sie ihren Regenmantel aus dem

Türchen 24

von Katharina Kumeko ( Text & Illustration) Mittlerweile war es Zeit für die Bescherung. Bo und Lisbeth gingen voraus in die große Halle, und baten die anderen, erst die Tür aufzumachen, wenn ein Glöckchen klingelte. Lisbeth und Bo zündeten die Honigkerzen an und schalteten die Lichterketten ein. Nach ein paar Minuten strahlte der wunderbar geschmückte Baum im Licht seiner Kerzen. Lisbeth klingelte heftig mit dem Glöckchen. Soames öffnete langsam die Tür und staunend blinzelten Lisbeths Gäste in den Kerzenschein. Auf Zehenspitzen gingen sie hinein – einer nach dem anderen, erst Alicia, dann Ma und Pa, danach Soames, danach Etta und der Doktor. Miss Mouse schob die staunenden Flocken vor sich her, neben Ernest trippelte Tantchen und ganz am Schluss krochen Petrowka und Suschkowa so langsam herein, dass die Kerzen schon fast abgebrannt waren, als sie endlich unter dem Baum ankamen. Lisbeth drückte jedem das für ihn bestimmte Päckchen in die Hand, und als sie es Bo in die Hand d.h.

Türchen 23

von Katharina Kumeko ( Text & Illustration) Oh Tannenbaum, danach Schneeflöckchen, Weißröckchen, dann das unvermeidliche Jingle Bells und er klapperte mit dem Rührlöffel im Gusseisentopf dazu den Takt. „Das ist singheulen!“ protestierte Soames und hielt sich die Ohren zu. Lisbeth und die Flocken trällerten begeistert mit. „Und wann klingelt das Glöckchen?“ Etta hatte Zuflucht bei Ma und Pa genommen und war in Mas Arme gekrochen. „Wenn wir die Suppe gegessen haben, Schatz!“ Ma wiegte sie in ihren starken Armen hin und her. Bo rief alle zu Tisch. Der war riesig, im zweiten Salon aufgestellt und bot allen 21 Personen ausreichend Platz. Lauter „Ohs“ und „Ahs“ erklangen. „Sieh doch die vielen kleinen verschneiten Tannen! Und da, die Hirsche! Und so viele Kerzen brennen!“ Der Tisch war wunderbar anzusehen. Irgendwo kam leise Weihnachtsmusik her. „Das sind unsere Pferde, die auf ihren Flügeln spielen. So wie Grillen und Heupferdchen...“ erklärte Lisbeth. „Höchst, höchst wunder

Türchen 22

von Katharina Kumeko ( Text & Illustration) Beide küssten und herzten Etta. Soames räusperte sich. „Im Salon ist noch ein Besuch.“ Bo wirbelte zur Tür und öffnete sie einen Spalt. „Du meine Güte!“ Lisbeth warf ein Blick hinein. Was sie sah, ließ ihren Blick aufleuchten. Mit offenen Armen eilte sie zu einem Sessel, in dem eine sehr kleine, alte Frau saß. Es war die mit den wirren, weißen Haaren und der Pilotenbrille, die sie jetzt ins Haar geschoben hatte. Auf ihrem Schoß saßen gemütlich zwei Hainschnirkelschnecken, die zusammen in einem Bilderbuch schmökerten, jede so groß wie eine Tasse. „Hallo, meine Liebe! Ich habe dich vorhin gar nicht erkannt!“ Lisbeth strahlte wie ein Honigkuchenpferd. „So ein toller Rennschlitten! Und das in deinem Alter!“ „Wenn man sich nicht sportlich betätigt, wird man nicht 101 Jahre alt“. Lisbeth drehte sich zu den anderen herum, die mit verblüfften Gesichtern im Kreis um sie herumstanden. „Das ist meine heiß geliebte Uromi! Die allseits

Türchen 21

von Katharina Kumeko ( Text & Illustration) Durch den märchenhaften Schnee, mit klingenden Glöckchen der Pferde, mit Pelzen und wollenen Decken warm eingepackt. Durch weißbestäubte Tannen- und Fichten Wälder, vorbei an stillen Seen, auf denen das Eis glitzerte. „Hach, wie romantisch!“ Herr von Trondheim bibberte vor Vorfreude. „Alle einsteigen!“ Bo half jedem in den Schlitten. Dann winkten alle Soames und den beiden Katzen zu, die zu Hause blieben. Die Pferde zogen an und schnell ging es über Eis und Schnee. Doch schon um die nächste Biegung kam ihnen ein Superrennschlitten entgegen. Chromblitzend, mit riesigem Auspuff röhrte er auf sie zu. Die Pferde scheuten und legten die Fledermausflügel an. Bo hatte Mühe, sie auf dem Weg zu halten. Beide Gefährte kamen nebeneinander zu stehen. Der Motor des Rennschlittens blubberte und aus dem Auspuff quollen dicke Rauchwolken. „God Jul und eine recht frohe Zeit!“ Die Stimme unter einem Wirrwarr von weißen Haaren krächzte. Die Augen

Türchen 20

von Katharina Kumeko ( Text & Illustration) „Hm, Hm, Hm!“ Lisbeth räusperte sich. Die Zeitung stand still in der Luft. „Würde es dir was ausmachen, Bo, wenn…?“ Sie hatte sie noch nicht ausgesprochen, da brauste und sauste es um sie herum wie ein Sturmwind. Im Nu waren die Lichterketten befestigt, im Nu die großen gläsernen und weißen Kugeln an Ort und Stelle und es sah fast so aus, als hüpften sie von allein an ihre Plätze. Atemlos reichte ihr Bo das Kästchen mit den weißen Kerzen. „Die machst du dran!“. „Meine Güte, hast du ein Tempo.!“ murmelte sie bewundernd. „Ist so meine Art, Schätzchen.“ Vorsichtig brachte Lisbeth eine Honigkerze nach der andern an. Es waren fast 100 Stück. Dann war alles getan. Bo machte zur Probe die Lichterketten an und staunend standen sie davor. Der Baum war eine einzige Pracht. Mittlerweile war die Sonne aufgegangen. Bo löschte das Licht und schloss die Tür hinter sich ab. „Jetzt essen wir erst mal einen Happen!“ Bo wirbelte voraus und ra

Türchen 19

  von Katharina Kumeko ( Text & Illustration) „Na, das kann ja heiter werden! Ich dachte, du wüsstest immer, wo du hinfliegen sollst!“ Keine Antwort. „Wer war denn da, und hat dir den Brief abgenommen?“ schmeichelte Lisbeth. Tantchen öffnete ein Auge und machte den Schnabel auf... „Na siehst du, du weißt es doch“… Und wieder zu. Lisbeth bebte, vor Kälte oder vor Ärger oder vor beidem. Enttäuscht ging sie wieder ins Bett. „Na schön, du willst nicht reden! Was gebe ich dumme Pute auch einen Brief an eine närrische Brieftaube, die nicht reden mag… die nie reden mag !!“ Wütend schloss sie die Augen und dachte nach. Wer hatte da geantwortet? Wer würde da kommen und wenn, wie viele? Und darüber grübelte sie und schlief sie wieder ein. Nach einer Stunde war sie hellwach. Draußen wurde es dämmrig. Sie hüllte sich in ihren Morgenmantel und ging in die Halle, um die Weihnachtstanne zu begutachten. Bo hatte einen guten Geschmack. Der Baum hatte die perfekte Größe und war wunderbar