Die Weihnachtsfee
von Dirk Hoffmann
Teil 3
ONsüd-Bild: Pokojski |
„Guten Morgen“, sagte sie, „schon so fleißig, was ist denn mit dir los?“
„Guten Morgen, Mami, ich dachte nur, ich mache schon das Frühstück fertig, damit du nicht so viel arbeiten musst“, erklärte Kathi.
„Womit habe ich denn das verdient?“, fragte die Mutter erstaunt.
„Weil du immer so viel machst und weil ich dich so lieb habe“.
Die Mutter wusste vor Rührung gar nicht mehr, was sie sagen sollte. Sie schlang die Arme um Kathi und drückte sie fest an sich.
„Außerdem“, fügte Kathi hinzu, „kommt, wenn ich fleißig bin garantiert die Weihnachtsfee“.
Normalerweise verschliefen Eulen fast den ganzen Tag. An diesem Morgen beschloss die Weihnachtsfee, Samira schon frühzeitig zu wecken.
„Was soll denn das?“ schimpfte die Schneeeule.
„Entschuldige Samira, ich bin es, die Weihnachtsfee. Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe. Ich muss dich bitten, mich zu Kathi zu bringen“.
Samira breitete ihr Flügel aus und schüttelte sich kräftig durch. Nachdem sie sich einmal im Wald umgeblickt hatte, sah sie auf die Weihnachtsfee herab. Sie saß auf dem Baum, an dem die Weihnachtsfee lehnte. Der Schimmel stand neben der Fee und wühlte mit seinem Maul im Schnee, um an das Gras darunter heranzukommen. Samira gähnte und trippelte genervt auf ihrem Ast herum.
„Hat das nicht noch etwas Zeit?“, fragte sie schließlich.
„Bitte Samira, sei nicht verärgert“, bat die Weihnachtsfee, „ich würde sie so gerne sehen“.
„Also gut, weil du es bist, Weihnachtsfee“.
Samira und die Weihnachtsfee erreichten das Haus von Kathi´s Familie gerade in dem Augenblick, als Mutter und Tochter einander umarmten.
„Das scheint ein Haus voller Liebe zu sein“, freute sich die Weihnachtsfee, während sie durchs Fenster in die Küche blickte.
Samira, die inzwischen auf der Schulter der Weihnachtsfee saß, stimmte nickend zu.
„Ich glaube, hier gibt es außer dem Mädchen noch jemanden“, fuhr die Fee fort, „ich spüre ganz deutlich, dass die Macht der Vorstellungskraft in diesem Haus eine Quelle hat. Samira, weißt du, was das bedeutet?“
„Nein, nicht wirklich“, antwortete die Eule, die die Aufregung der Fee ehrlich nicht verstand.
„Der Glaube an uns Übersinnliche, der uns unsere Stärke gibt, wohnt an diesem Ort. Du hast in diesem Jahr das Allerwichtigste gefunden, Samira, ich danke dir“.
Die Fee wich vom Fenster zurück. Samira erschrak, bei ihrer plötzlichen Rückwärtsbewegung, breitete ihre Flügel aus und flog auf den Baum, auf dem sie schon einmal gesessen hatte.
„Entschuldige Samira“, sagte die Fee, „wir dürfen uns jetzt noch nicht sehen lassen. Die Menschen sollten uns erst an Weihnachten sehen“.
„Du meinst die, die an die Weihnachtsfee glauben“, fügte Samira hinzu.
„Ja, du hast Recht“, stimmte die Fee zu. Eilig ergriff sie die Zügel ihres Schimmels.
Hatte sich draußen etwas bewegt? Kathi war sicher, dass sie am Fenster jemanden gesehen hatte. Schnell stürmte sie ans Fenster. Als sie hinaussah, war nur ihr Schneemann zu sehen. Der nächste Schnee fiel vom Himmel. Kathi war fest davon überzeugt, eine Frau mit einer Eule auf der Schulter gesehen zu haben. Mit einem tiefen Seufzer wandte sie sich vom Fenster ab.
„Alles in Ordnung?“, fragte die Mutter.
„Ich dachte nur, da wäre jemand am Fenster“, antwortete Kathi.
Andreas, der gerade in diesem Moment das Esszimmer betrat, sah seine Schwester grinsend an. „War das vielleicht deine Weihnachtsfee?“, feixte er.
„Sehr witzig“, kommentierte Kathi. In ihren Gedanken, stellte sie sich vor, sie hätte wirklich die Weihnachtsfee gesehen.