Türchen 1

von Katharina Kumeko ( Text & Illustration)

Norwegen ist ein großes, weites Land im Norden. Voll von tiefen, dunklen Kiefer- und Tannenwäldern und voller glitzernder eisblauer Seen. Keine Menschenseele wohnt dort. Nur in den Städten - und die sind weit weg. 

In einem dieser Wälder – im nördlichsten – wenn man genau sein will, wohnte Lisbeth. Ihr Haus hatte Türmchen, Erker und vier Kuppeln. Die Dachziegel auf ihnen waren blau und gelb. Unter der Türschwelle wohnte außerdem noch ein mürrischer Wicht, ein sehr kleiner aus der Familie der Kobolde. Des Weiteren beherbergte Lisbeth eine närrische Taube und ab und zu den Wind, wenn er sich schlafen legen wollte. 

Eines Morgens nun, die Sonne war gerade an einem blank geputzten, eisblauen Himmel aufgegangen, klopfte es zaghaft an Lisbeths Tür. Verwundert hielt Lisbeth inne. Eigentlich hatte sie ja einen Klingelzug angebracht mit einer dicken, unübersehbaren Quaste und ein Schild an der Tür. Darauf stand: Bitte nicht klopfen! Und darunter mit drei Ausrufezeichen: 
Ziehen!!! 
Lisbeth ließ den Teiglöffel in den Kuchenteig sinken und ging nachsehen. Draußen stand ein kleines Mädchen. Es hatte Zöpfe. Aber nicht nur zwei – einen rechts und einen links. Nein! Es hatte ganz viele! Aber damit nicht genug! Jeder Zopf hatte auch eine andere Farbe. Der eine rot, der nächste bonbonrosa, der dritte türkis, der übernächste sonnengelb und so ging es in einem fort. Die ganze Farbpalette rauf und runter! 
Lisbeth war hingerissen. Und schaute. Und das Mädchen schaute hingerissen zurück. Denn, was sie bei Lisbeth sah, war auch nicht von Pappe! Die hatte nämlich winzige Fledermausflügel an den Schultern! 

Stumm standen sich beide gegenüber, bis sich Lisbeth als erste wieder fasste. „Hey, was kann ich für dich tun? Komm erst mal rein. Es ist kalt draußen.! „“ 
Lisbeth war noch immer recht verdattert. Wieso konnte ein Menschenkind sie und ihr Haus sehen? Das war hier die Frage! Für Menschenwesen war sie normalerweise komplett – mit Sack und Pack und Mann und Maus – unsichtbar! 
Das Mädchen riss sich vom Anblick der Fledermausflügel los und schaute Lisbeth an. 
„Ich soll Eier holen und da habe ich…“ „Liebes, ich habe sie eben in den Kuchenteig geschlagen und überhaupt…“ „Bist du die neue Frau vom Hannes? Von dem habe ich immer Eier bekommen.“ „Mein Kleines, ich mach dir jetzt erst mal einen Kakao zum Aufwärmen. Und dann erzählst du mir der Reihe nach, was du möchtest!“ 




- Fortsetzung folgt -

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